Die Geschichtswerkstatt
Neuperlach ist in der Tradition der Geschichtswerkstättenbewegung anzusiedeln,
die seit Beginn der 1980er Jahre als Reaktion auf die etablierte
Geschichtswissenschaft entstand. Blinde Flecken der Arbeiter- und
Lokalgeschichte sollten beseitigt werden: In Zusammenarbeit von professionellen
Historikern und engagierten Laien wurde eine "Geschichte von unten" geschrieben,
als Gegengeschichte zur damals noch alltagsfernen "Geschichte von
oben" der Universitäten.
Ziel der Geschichtswerkstatt Neuperlach ist in diesem
Sinne die Förderung der Erforschung, Dokumentation und Verbreitung der
Geschichte Neuperlachs auf Grundlage einer breiten Zusammenarbeit quer durch
alle Berufs- und Altersgruppen. Beteiligen kann sich jeder und jede,
entscheidend ist das Interesse an der Stadtteilgeschichte und die Lust an der
Begegnung mit Anwohnern und Nachbarn.
Gerade vor dem Hintergrund, dass Neuperlach bislang
eher negativ dargestellt wird, bietet die Geschichtswerkstatt eine
hervorragende Möglichkeit, ausgehend von umfangreichen Spurensuchen die
Fremdzuschreibungen als "unwirtliche Betonwüste" (1) ) oder "Mehmet-Ghetto" (2) mit den tatsächlichen Lebensweisen zwischen Ostpark und Siemens
zu konfrontieren, wie sie sich seit bald 50 Jahren entwickelt haben.
(1) Um den bekannten
Buchtitel von Alexander Mitscherlich abzuwandeln: Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Anstiftung zum Unfrieden. Frankfurt am Main 1965.
(2) In Anspielung auf den Münchener Medien- und Politikskandal um den Neuperlacher Jugendlichen mit dem Pseudonym "Mehmet".
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